Produktion
Tonaufbereitung
Wir nutzen fünf verschiedene Tonmehle aus dem Westerwald, unterschiedlich in Farbe und in ihren Eigenschaften. Nach überlieferten und geheimen Rezepten mischen wir daraus unsere Tonmasse.Eine Zutat ist natürlich das reine Wasser unserer Region. Durch die Rezeptur und die Mischung der Tonmehle entsteht unser ganz eigener Ton mit der typischen graubraunen Grundfarbe und den gewünschten Eigenheiten für unsere Produktpalette. Mit einer Vakuumstrangpresse wird die Luft herausgepresst, der Ton homogenisiert und zur Verarbeitung vorbereitet. Wir verarbeiten in anderthalb Jahren etwa 40 Tonnen Ton.
Drehen
Bevor man so richtig loslegen kann auf der Töpferscheibe, wird der Tonstrang in Stücke geschnitten, noch einmal geknetet und geschlagen. Nun geht der Töpfer ans kreative Werk.
Der zu bearbeitende Ton hat einen Feuchtigkeitsanteil von 18 bis 20 Prozent. Unter Zugabe von Wasser bekommt die Masse die formbare Konsistenz, die Zentrifugalkraft der Scheibe und der geübte Druck der Finger sorgen dafür, dass nun eine Vase, ein Teller oder eine Tasse entsteht. Dabei legt der Töpfer erst die Höhe, dann die Breite der gewünschten Keramik fest. Messer und Messgeräte werden eingesetzt, um Form und Höhe exakt zu bestimmen. Mit einem Schwamm nimmt der Fachmann das Wasser im Inneren des Gefäßes auf, sonst würde es unregelmäßig trocknen und die weiteren Arbeitsgänge erschweren. Was fertig ist, kommt in den Trockenraum und wartet auf den nächsten Arbeitsgang. Das Raumklima sorgt dafür, dass das Material weiterhin bearbeitbar bleibt, denn wir stehen noch am Anfang der Produktionsphase.
Abdrehen
Im nächsten Arbeitsschritt werden beim Abdrehen kleine Korrekturen vorgenommen und die Form geglättet, damit später Farbe und Glasur besseren Halt finden.
Drehschiene und Abdreheisen helfen dabei, dass sich die Oberfläche einheitlich eben anfühlt und der Tonrohling nun seine endgültige Form erhält. Tassen bekommen durch die geübte Hand noch den Henkel, Topfdeckel ihren Griff. Eine letzte Qualitätskontrolle der Rohformen schließt sich an.
Malen
Ebenso wie die Tonmasse mischen wir auch unsere Farben – die Engoben – selbst an. Eine Engobe (auch als Begussmasse oder Angussmasse bezeichnet) ist ein dünnflüssiger Tonschlicker, der zur Einfärbung oder Beschichtung keramischer Produkte dient.
Das Ergebnis ist die typisch friesisch-blaue oder meeresgrüne Farbe, die unsere Keramiken so unverwechselbar macht. Für die zeitlosen Muster haben wir zahlreiche, überlieferte Vorlagen, können aber auf Kundenwunsch auch ganz individuelle Designs anfertigen. Das Bemalen setzt eine ruhige Hand voraus, verschiedene Pinsel, kleine Malbälle und natürlich sehr viel Übung und Erfahrung. Schablonen gibt es bei uns nicht.
Glasieren
Mit einem großen Rührstab fertigen wir auch unsere Glasur passend zur Tonmasse an. Sie muss die richtige Dichte haben, damit der noch ungebrannte Ton nicht zu weich wird und damit seine Form verliert.
Die Keramik erhält durch die Glasur – nach dem Brennen – den leichten Glanz und Schutz. Die milchige Farbe verändert sich im heißen Ofen zu einer durchsichtigen Glasschicht, die das Tongefäß alltagstauglich macht. Das Rezept ist ebenfalls 30 Jahre alt und bestens erprobt. Die Glasur auf Feldspatbasis ist mechanisch sowie chemisch beständig und absolut – sogar geprüft – lebensmittelecht. Nach dem Glasieren werden die Tonerzeugnisse getrocknet.
Ofen setzen und brennen
Der letzte Produktionsgang ist das Brennen. Wir brennen in unserem Gasofen bis an die Belastungsgrenze unserer Masse – das sind 1260 Grad. Die große Hitze sorgt dafür, dass sich Ton, Farben und Glasur zu einer Einheit verbinden.
Diesen Vorgang, wenn die kleinen Poren durch eine Temperatur ab etwa 900 Grad im Ton verschmelzen, nennt man „versintern“. Danach nimmt der Ton kein Wasser mehr auf und bekommt so seine berühmte Robustheit. Die Funde von Keramikstücken aus antiker Zeit sind der beste Beweis, dass Tonstücke von sehr langer Haltbarkeit sind. Auch die Farbpigmente entfalten nun ihre volle Pracht. Die kleinen Farbpünktchen aus Eisenoxyd – die Spots – ergeben sich aus unserer Farbmischung und machen unsere Produkte durch ihr „Ausblühen“ einzigartig. Das eingeritzte „NT“ auf der Unterseite unserer Erzeugnisse steht für „Nordstrander Töpferei“ und beweist ebenfalls die Echtheit der Herkunft. Unser Gasofen arbeitet mit vier Brennern: Luft und Gas sind separat einstellbar. Das ist am Anfang alle 15 Minuten, später alle 30 Minuten erforderlich. Das Brennen entzieht dem Ton den Sauerstoff und es entsteht Kohlenstoff. Dieser lagert sich im Ton ein und verwandelt unsere Produkte in die typisch graue Farbe. Ein Brennvorgang dauert 13 Stunden. Auch dieser Vorgang ist traditionell und wird noch heute wie vor 30 Jahren durchgeführt.
Endkontrolle
Nach dem Brennvorgang werden die Böden der fertigen Produkte noch einmal geschliffen, und zum letzten Mal kontrolliert, bevor sie in den Verkaufsbereich wechseln und auf Liebhaber echter, zeitloser Nordstrander Töpferkunst warten.